Der „Phil Collins" der Tierwelt
Von Barbara Barkhausen
Die Palmkakadus oder Arakakadus (Probosciger aterrimus) in Australien wollen mit ihrer Trommelkunst die Weibchen anlocken. Diese beobachten ganz genau, wie ein Männchen den Rhythmus schlägt.
Männliche Palmkakadus sind eine Art Tausendsassa. Die imposanten rauchgrauen Vögel, die auf der Cape-York-Halbinsel im tropischen Nordosten Australiens leben, sind dafür bekannt, dass sie ihre eigenen Musikinstrumente bauen und damit rhythmische Melodien trommeln. Dabei sind sie so gut, dass die australischen Forscher, die die Tiere ausführlich studiert haben, sie gerne mit Musikkoryphäen wie Ringo Starr oder Phil Collins vergleichen.
In ihrer aktuellen Studie, die im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society London veröffentlicht wurde, zeigen die Wissenschaftler der Australian National University (ANU) in Canberra, dass die Tiere sogar noch mal begabter sind als bisher gedacht. Denn sie können mit ihren selbst gebauten Instrumenten nicht nur den Takt halten, sondern entwickeln auch ihren ganz eigenen Stil, wenn es um die Herstellung der Werkzeuge geht. Außerdem fanden die australischen Forscher heraus, dass die Vögel ihre Fähigkeiten an ihre Söhne weitergeben.
Als Instrumente nutzen die Kakadus unterschiedliche Holzstöckchen sowie Samenschalen. Mit diesen schlagen die Vögel rhythmisch auf ihre Nesthöhlen. Jedes Männchen würde sein Musikinstrument dabei auf eine bestimmte Art und Weise herstellen, erklärte Rob Heinsohn von der Fenner School of Environment and Society der australischen Universität.
Weibchen bezirzen
„Wir wussten bereits, dass sie beim Trommeln einen sehr individuellen Rhythmus haben“, erklärte der Forscher, der die Studie leitete. Dieser würde es anderen Vögeln ermöglichen, schon aus großer Entfernung zu erkennen, wer da trommele. Jetzt hätten sie aber noch dazu herausgefunden, dass die Tiere „auch beim Herstellen des Werkzeugs einen sehr individuellen Stil zum Ausdruck bringen“.
Einige Männchen bevorzugen wohl Samenkapseln, während andere lieber Trommelstöcke bauen. Und auch hier gibt es Unterschiede: Einige mögen offensichtlich lange und dünne Stöcke lieber, während andere kurze, dicke Stöcke bevorzugen. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie ihre Werkzeuge in die gewünschte Form brächten, das sei, als würde „man einem Holzbildhauer bei der Arbeit zusehen“, sagte Heinsohn. Besonders beeindruckt waren die Forscher von der Individualität: „Es war, als hätten sie alle ihre eigene Vorstellung davon, was den besten Trommelstock ausmacht“, meinte Heinsohn. Die Ergebnisse der Studie deuten auch darauf hin, dass Nachbarn sich bei der Gestaltung von Trommelstöcken nicht gegenseitig nachahmen, sondern dass es höchstwahrscheinlich die Väter sind, die ihren Söhnen das Handwerk beibringen und damit ihren Stil beeinflussen. Laut Heinsohn kommt es in der Tierwelt eher selten vor, dass Tiere Werkzeuge zum Einsatz bringen. Dass sie Werkzeuge aber sogar für eine musikalische Darbietung nutzen würden, das sei nahezu unbekannt.
Die männlichen Palmkakadus haben mit ihren musikalischen Darbietungen aber natürlich auch ein paar Hintergedanken: Zum einen wollen sie damit anscheinend ihr Revier markieren – zum anderen geht es ihnen aber ganz offensichtlich darum, die Weibchen mit ihrer Show zu beeindrucken. Letzteres funktioniert auch ganz gut, wie die Forscher beobachten konnten: „Die Weibchen beobachten jede Bewegung“, sagte Heinsohn. Sie beeindruckt es beispielsweise ganz offensichtlich, wenn die Männchen ihre enorme Schnabelstärke unter Beweis stellen und bis zu drei Zentimeter hartes Holz durchschneiden.