11. Oktober 2024

Merkblatt Nisthilfen für unsere Vögel

Merkblatt Nisthilfen für unsere Vögel

Praktischer Vogelschutz ist eine unserer Aufgaben des speziellen Naturschutzes

Immer seltener finden höhlenbrütende Vögel in unseren Städten und Gärten natürliche Nistgelegenheiten. Wirtschaftlichem Denken und dem Ordnungssinn des Menschen ist es zuzuschreiben, dass viele Hohlräume in Bäumen und Fassaden verschwinden und somit auch diese Vogelarten. Mit einfachen Nisthilfen können wir die Wohnungsnot lindern.

Ausreichende Nahrung zur Brutzeit und im Jahresverlauf sowie ungestörte Brutplätze sind mit einem Mindestmaß an Deckung die wesentlichsten Ansprüche, die ein Vogel an seine Lebensumwelt stellt. Das sinnvolle Angebot von Nisthilfen ist eine geeignete Ergänzung zu den Maßnahmen der Garten- und Landschaftsgestaltung in unseren Siedlungsräumen.

Neben dem praktischen Nutzen für Naturschutzbelange dienen Nisthilfen besonders der Förderung des Naturverständnisses. Mit dem Bau, Anbringung und Kontrolle der Nisthilfen erfahren wir Freude über deren Besiedlung und führen zu Erkenntnissen zum Schutz der Natur.

Nistkasten für Stare
Nistkasten für Stare

Die am weitesten verbreitete Nisthilfe ist der allbekannte Nistkasten für Kleinvögel, der in entsprechenden Abmessungen auch für einige größere Vogelarten geeignet ist. Nistkästen gibt es in den verschiedensten Größen und Formen. Der allbekannte Meisen-Nistkasten gilt als Grundform und kann für andere Vogelarten in der Größe und an der Fluglochgestaltung abgewandelt werden.

Nistkästen müssen einen ausgeglichenen Wärmehaushalt aufweisen, trocken, dauerhaft und sicher befestigt sein. Außerdem soll er raubtiersicher und einfach zu reinigen sein.

Maße diverser Nistkästen

Nistkasten für

Maße (mm)

Tiefe   x   Breite  x  Höhe

Fluglochgröße (mm)

Blaumeisen

120

x

120

x

230

27

größere Meisen

130

x

140

x

230

32 – 34 oder 30 x 45 (oval)

Rotschwanz

120

x

120

x

230

30 x 45 (oval)

Nischenbrüter

130

x

140

x

150

Querspalt 60

kleine Nischenbrüter

120

x

120

x

200

Querspalt 60

Baumläufer

  80

x

110

x

200

seitl. Längsspalt 18 x 70

Star

150

x

150

x

250

46 – 50

Hohltaube

180

x

180

x

330

585

Steinschmätzer

230

x

120

x

120

seitl. Längsspalt 60 x 120

Wasseramsel

180

x

200

x

180

Querspalt 120 – 130

Mauersegler

350

x

150

x

150

46 – 50

Steinkauz

800

x

160

x

160

70 – 80

Ein Flugloch von nur 27 mm reserviert den Nistkasten nur für die Blaumeise und anderen kleinen Meisenarten. Die anderen Meisen-Nistkästen werden neben der Kohlmeise und den verschiedenen kleinen Meisenarten (Blau-, Tannen-, Sumpf– und Haubenmeise) auch vom Kleiber, Trauerschnäpper, Gartenrotschwanz, Wendehals und Feldsperling und auch vom Haussperling besiedelt.

Die Nischenbrüter-Nistkästen dienen vorwiegend Bachstelze, Grauschnäpper, Hausrotschwanz und Gartenrotschwanz als Brutplatz.

Meisenkasten
Meisen-Nistkasten
Halbhoehle
Halbhöhlen-Nistkasten aus Holzbeton
Nistkasten_mit_Marderschutz
Nistkasten mit Marderschutz

Wenn Sie Marder, Waschbären oder Katzen in dem Revier feststellen und diese den Nistkasten erreichen können, sollten die Kästen einen erkerartigen Vorbau bekommen. Die Raubtiere können so mit der Pfote nicht um die Ecke greifen und Eier oder Jungvögel gefährden.

Der Einbau spezieller langgestreckter Mauersegler-Nistkästen aus Holz im Bereich des Dachüberhangs hoher Gebäude verlangt besondere Betreuung, da sie jeweils über Winter durch Verschließen bis um den 20. April, d. h. bis kurz vor der Ankunft der Mauersegler, sperlingsfrei gehalten werden müssen.

Unter Dachüberhängen können etwa längere 5 x 3 cm starke Leisten die Anlage von Mehlschwalben-Nestreihen. In Stallanlagen können kurze Brett- oder Lattenstücke an der Wand die Anlage von Einzelnestern der Rauchschwalbe fördern.

Nistkastenbau

Vielleicht ist es mal eine sinnvolle und praktische Tätigkeit, mit Ihren Kindern oder Enkeln solche Nistkästen zu bauen und aufzuhängen.

1. Materialbedarf

Gut getrocknetes Nadelholz

Maße 145 x 18 cm. Stärke 24 mm

Nägel und 2 Holzschrauben, ca. 40 mm

2. Zusammenbau

Die angegebenen Maße gelten nur bei einer Brettstärke von 24 mm. Ansonsten ergeben sich andere Maße bei der Vorderwand und dem Boden. Der Zusammenbau erfolgt in der Reihenfolge: 1, 2, 3, 6, 4, 5.

Die Hinterwand sollte an der Dachauflage etwas angeschrägt werden, damit kein zu großer Spalt entsteht.

Als Öffnungsmechanismus (Nageldurchschlag = ND) dienen 2 Nägel, die auf gleicher Höhe durch die Seitenwände in die Vorderwand geschlagen werden. Zwei weitere Nägel werden umgebogen und dienen als Verriegelung (NV = Nagelverriegelung).

Sie können auch künstlerisch tätig werden und die Außenseiten nach Belieben mit lösemittelfreien Farben gestalten. Bunte Nistkästen werden von den Vögeln ebenso angenommen wie naturbelassene Kästen.

3. Einflugloch

Um nicht nur eine Vogelart zu bevorzugen, werden Nistkästen mit unterschiedlich großen Einfluglöchern aufgehängt (siehe obige Liste).

Für Halbhöhlenbrüter wie Hausrotschwanz, Grauschnäpper usw. wird die Vorderwand durch ein ca. 12 cm hohes Brett ausgetauscht.

4. Feuchtigkeitsschutz

Ein Schutzanstrich gegen Nässe ist normalerweise nicht erforderlich, denn der Kasten trocknet wieder durch die Sonne und hält er auch ohne Behandlung mehrere Jahre.

Wer Nistkästen vor Nässe schützen möchte, kann die Außenseite der Bretter hobeln (damit das Wasser keine zu große Angriffsfläche hat) und mit biologischen Holzschutzmitteln streichen. Der Innenraum bleibt immer unbehandelt! Die üblichen Holzschutzmittel bitte nicht verwenden, da sie giftige Dämpfe ausdünsten und Alt- wie Jungvögel schädigen können. Eine Beschichtung mit Teerpappe hilft nicht gegen Feuchtigkeit (zusätzliche Schwitzwasserbildung).

5. Aufhängen

Generell sollten Nistkästen nur dort aufgehängt werden, wo im Nahrungsrevier der Vögel keine Pflanzenschutz- und Insektenvernichtungsmittel verwendet werden. Die Vögel nehmen sonst die vergifteten Insekten auf, werden schwer geschädigt oder gehen jämmerlich zugrunde.

Der Kasten sollte in 2 – 4 m Höhe hängen und nicht allzu starken Wettereinflüssen wie Sonne, Wind und Regen ausgesetzt sein. Sind alle Kästen belegt, herrscht Wohnungsnot, und es empfiehlt sich, weitere Kästen aufzuhängen.

6. Reinigung

Im Herbst werden die alten Nester entfernt und bei starker Verschmutzung mit einem Pinsel gesäubert. Den Kasten niemals mit Chemikalien reinigen!

Falls bei der Säuberung überwinternde Haselmäuse, Siebenschläfer, Hummeln oder Hornissen angetroffen werden, bitte nicht stören; auch ihnen mangelt es an Nistplätzen. Wenn sie im Frühjahr „ausgezogen“ sind, kann das alte Nest entfernt werden.

Wenn es Ihnen an Geschick oder Zeit fehlt, können Sie natürlich auch fertige Nistkästen für alle Vogelarten kaufen. Vogel-Nistkästen aus Holzbeton sind besonders haltbar. Wir empfehlen besonders die Naturschutzprodukte von Vivara.

Sie haben noch weitere Fragen oder möchten bei uns Mitglied werden? Dann wenden Sie sich bitte an ein Mitglied unseres Vereinsvorstandes.

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