Ratschläge und Tipps zur Haltung und Pflege der
Gouldamadinen
Biologie
Die Gouldamadine (Chloebia gouldiae) bildet eine eigene Gattung und ist nahe mit den Papageiamadinen verwandt. Es sind die farbenprächtigsten Prachtfinken, die in drei verschiedenen Kopffarben auftreten: schwarz-, rot- und gelbköpfig. Es handelt sich dabei weder um Unterarten noch um Mutationen, sondern um Farbvarietäten einer Art. Die Farben der Weibchen sind etwas blasser und unterscheiden sich somit deutlich von den Männchen.
Die Größe der Vögel beträgt 12 cm, einschließlich der verlängerten mittleren Schwanzfedern kommen die Vögel auf 17 cm Gesamtlänge.
Sie bewohnt die nördlichen Regionen Australiens, die als das heißeste Gebiet der südlichen Erdhälfte gilt. Tagestemperaturen von bis zu 45°C im Schatten und Nachttemperaturen selten unter 35°C sind dort anzutreffen. In der Regenzeit herrscht zudem eine Luftfeuchtigkeit bis zu 90 Prozent. Gouldamadinen sind an diese Klimabedingungen angepasst und nehmen bei diesen Temperaturen sogar Sonnenbäder. Andere Vogelarten dagegen suchen bei dieser Hitze lieber Schatten auf.
Während der Brutzeit leben sie in den grasbewachsenen Savannen, die mit Eukalyptusbäumen durchsetzt sind. Außerhalb der Brutzeit ziehen die Schwärme in küstennahe Gebiete, die aufgrund längerer und späterer Regenfälle mehr Nahrung und Wasserstellen bieten.
Um sehr schnell und effektiv ausreichend Wasser in kurzer Zeit aufnehmen zu können, hat sich bei den Gouldamadinen das „Saugtrinken“ entwickelt. Sie müssen nicht bei jedem Schluck den Kopf heben.
Ihre Nahrung besteht aus halbreifen bis reifen Grassamen, die sie aus den Samenständen herauspicken. Vom Boden nehmen sie nur ungern Nahrung auf. Gelegentlich verzehren sie auch Insekten.
Die Gouldamadinen brüten in Baumhöhlen, tragen aber meist nur wenig Nistmaterial ein. Die sechs bis acht Eier werden 13 Tage lang von beiden Eltern bebrütet, wobei das Weibchen den größeren Zeitanteil zu haben scheint. Die Jungvögel werden mit halbreifen und gekeimten Sämereien, Insekten und Weichtieren gefüttert. Daran beteiligen sich nicht nur die Eltern, sondern auch unverpaarte Vögel des Schwarmes und die noch nicht voll ausgefärbten Jungvögel vorangegangener Bruten.
Aufgrund der Schutzmaßnahmen ist der Fortbestand der Art in Australien heute wenig Besorgnis erregend (RedList der IUCN).
Haltung und Pflege
Die ersten lebenden Gouldamadinen wurden 1887 nach Großbritannien gebracht. Sie erregten wegen ihres auffällig gefärbten Gefieders großes Interesse. In Deutschland wurden Gouldamadinen das erste Mal 1896 in Berlin auf einer großen Vogelschau gezeigt.
Lange Zeit galten sie als sehr empfindlich, was zu hohen Verlusten führte. Deshalb gab es bis zum australischen Exportstopp 1960 viele Einfuhren, um diese Verluste auszugleichen.
Inzwischen haben sich die Gouldamadinen an das mitteleuropäische Klima deutlich besser angepasst. Weder sind hohe Temperaturen noch hohe Luftfeuchtigkeit notwendig, um sie am Leben zu erhalten und Bruterfolge zu ermöglichen. Sie gelten heute als domestizierte Vogelart, die keine besonders hohen Ansprüche an Unterbringung und Nahrung stellen. Aufgrund der Zuchtfreudigkeit, die sich auch in den vielen Farbmutationen ausdrückt, kann man heute behaupten, dass es in den Anlagen europäischer Züchter mehr Gouldamadinen gibt, als in Australien frei leben.
Gouldamadinen sind Schwarmvögel, so dass eine Haltung einzelner Vögel nicht artgerecht ist! Es sollten mindestens zwei Vögel – vorzugsweise als Paar – besser zwei bis drei Paare gemeinsam einen Käfig bewohnen. Dieser muss bei einem Paar mindestens 120 x 50 x 50 cm (L x H x T) groß sein und bei zwei oder drei Paaren mindestens 150 x 60 x 60. Eine größere Höhe ist nicht notwendig, da sich die Vögel auch in einem höheren Käfig vorzugsweise im oberen Drittel aufhalten. Käfige müssen in mindestens 80 cm Höhe aufgestellt werden.
Nach der Eingewöhnung ist Ihren neuen Mitbewohnern mindestens eine Stunde täglich Zimmer-Freiflug zu gewähren, was bei zwei Vögeln keine Schwierigkeiten verursacht. Vergewissern Sie sich vorher, dass alle Fenster und Türen verschlossen sind! Mit etwas Geduld und dem verlockenden Futter werden sie von selbst in ihren Käfig zurückkehren. Bei mehr als zwei Vögeln ist ein Freiflug nicht anzuraten, da meist nicht alle Vögel zugleich in den Käfig zurückkehren. Bei einem ständigen Aufenthalt im Käfig/Voliere muss die Käfiglänge mindestens 2 m betragen.
Die Rückseite des Käfigs oder der Voliere muss undurchsichtig sein. Um die Verschmutzung des Zimmers durch herausfallende Körnerschalen, Federn usw. einzuschränken, kann die Vorderseite statt eines Gitters auch mit einer Glasscheibe versehen werden (Vitrine). Achten Sie aber darauf, dass die Seiten und die Decke aus Gitter bestehen, damit ein ausreichender Luftaustausch möglich ist.
Als Sitzgelegenheiten bieten Sie den Gouldamadinen mindestens drei Naturäste mit unterschiedlichem Durchmesser an. Sie sollten so weit auseinanderliegen, dass sie nur fliegend erreicht werden können. Äste, die möglichst hoch angebracht werden, dienen den Vögeln als Schlafplatz, denn es sind keine Nestschläfer.
Mit knorrigen Wurzeln, Schilf, Kiefernzweigen u. ä. kann ein naturnahes Biotop geschaffen werden, in dem sich die Vögel wohlfühlen, verstecken können, beschäftigen können und sich auch der Vogelfreund an der Farbenpracht und munteren Verhalten der Vögel erfreuen kann.
Käfige und Vollieren in Innenräumen sind mit einer flackerfreien Beleuchtung zu versehen, die einen gewissen Anteil an UV-Licht ausstrahlt. In der australischen Heimat beträgt die Tageslänge über das ganze Jahr hinweg zwischen 11,5 bis 12,5 Stunden zuzüglich je 20 Minuten Dämmerungsphase. Dieser Rhythmus sollte auch bei einer künstlichen Beleuchtung eingehalten werden. Dämmerungsphasen müssen zur Einleitung der Hell- und Dunkelphase durch dimmen der Leuchten gewährleistet sein.
In von Menschen genutzten Räumen ist zur Nachtzeit eine Abdunkelung des Käfigs/Voliere durch ein Rollo oder Vorhang erforderlich. Ist der Raum vollständig dunkel, muss ein schwaches Orientierungslicht angebracht werden.
Gouldamadinen können heute bei normalen Zimmertemperaturen und einer auch für Menschen zuträglichen Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Zugluft und plötzliche Temperaturschwankungen sind unbedingt zu vermeiden. Bei Temperaturen unter 15°C fühlen sich die Vögel sichtlich unwohl, vertragen aber hohe Temperaturen über 30°C ohne Schwierigkeiten. Aufgrund dieser Wärmebedürfnisse sollte eine ganzjährige Außenhaltung unterbleiben. Nur in der warmen Jahreszeit ist der Aufenthalt in einer Außenvoliere mit Sonneneinstrahlung und einem angebauten Schutzraum zu empfehlen.
Obwohl Gouldamadinen keine Sandbäder nehmen, wird ein- bis zweimal in der Woche der Käfigboden mit frischem, sauberen Sand – versetzt mit Vogelgrit – versehen. Sandkörner und Grit sind die Zähne der Vögel! Sand und Steinchen zerkleinern die Nahrung im Muskelmagen. Deshalb sollte der Sand eine körnige Struktur haben. See-, Quarz- oder ähnlich feiner Sand (leider im Handel oft als Vogelsand angeboten) eignet sich nicht! Wenn Sie alternativen Bodenbelag (Hobelspäne, Buchenholzgranulat, Papier o. ä.) verwenden wollen, müssen Sie Sand und Grit in einem separaten Näpfchen anbieten. Ein Stück Sepiaschale deckt den Mineralstoffbedarf des Käfigvogels und sollte ständig im Käfig angebracht sein.
Gouldamadinen baden sehr gerne. Deshalb ist täglich eine Bademöglichkeit anzubieten.
Ernährung
Gouldamadinen gehören zu der großen Gruppe der körnerfressenden Vögel. Deshalb besteht ihre Hauptnahrung auch aus einem speziellen Körnergemisch, das u. a. Spitzsaat, verschiedene Hirsesorten und Grassamen enthält. Hier können Sie sich auf Fertigmischungen des Zoofachhandels, die auf die Bedürfnisse der Prachtfinken abgestimmt sind, verlassen. Als Leckerbissen ist bei allen Vögeln Kolbenhirse sehr beliebt.
Trink- und Badewasser ist täglich mindestens einmal zu wechseln. In den meisten Fällen genügt es, Leitungswasser zu geben, das etwas abgestanden ist, damit das eventuell enthaltene Chlor entweichen kann. Auf keinen Fall sollten Sie Mineral- oder Heilwasser reichen. Da Gouldamadinen Saugtrinker sind, eignen sich Nippeltränken nicht.
Wenigstens zweimal pro Woche geben Sie spezielle Ergänzungen, die eine Vitaminversorgung sicherstellt. Frisches Grün (Löwenzahn, Vogelmiere, Kreuzkraut, samentragende Gräser u. v. m.), sowie Obst und Gemüse (süßer Apfel, Birne, Brokkoli, Gurke) sorgen für eine abwechslungsreiche und damit verbesserte Ernährung. Sammeln Sie Wildkräuter nur an Stellen, die nicht von Abgasen, Dünger oder Pestiziden verunreinigt sind.
Mauser
Einmal im Jahr, und zwar im Spätsommer, wechseln die Prachtfinken ihr gesamtes Gefieder. Auch wenn sie dann oft recht traurig dreinschauen, ist die Mauser keine Krankheit. Trotzdem fordert diese Mauser die ganze Kraft Ihrer kleinen Hausgenossen. Der Versorgung des Vogels mit Proteinen, Vitaminen (Obst, Grünfutter …) und Mineralstoffen ist während dieser Zeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Auch hier wird Sie ein Fachmann gerne beraten.
Mutationen
Gouldamadinen müssen heute zu den domestizierten Ziervogelarten gezählt werden. In Menschenobhut sind eine Vielzahl von Farbmutationen entstanden. All diese veränderten Farben sind auf Wegfall oder Abschwächung einer oder mehrerer Farbkomponenten zurückzuführen. Die in der Familie der Prachtfinken einzigartiger Buntheit der Gouldamadinen wird durch diese Mutationen stark bis drastisch abgeschwächt und kann bis zu einem fast reinweißen Vogel führen.
Wer Gefallen an der gezielten Farbenzucht der Gouldamadinen hat, sollte sich ausführlich über das genetische Verhalten der Mutationsmerkmale informieren. Dazu gibt es umfangreiche Literatur und Webseiten. (z. B. Dirk Diederich: Naturbrut Gouldamadinen Diederich. Unter: https://gouldamadine.de/tag/vererbung/)
Im Wesentlichen betreffen die Mutationen die Rückenfarbe (Grün, Pastell, Gelb), die Brustfarbe (Lila, Rosa, Weiß). Wenn der gelbe Gefiederfarbstoff ausfällt, erhalten wir blaue Gouldamadinen mit einer Rückenfarbe in Blau oder Pastellblau oder Weiß. Hinzu kommen noch die drei Morphen der Kopffarbe, die bei blauen rot- und gelbköpfigen Gouldamadinen stark verblasst. Aus all diesen Farbänderungen können eine Vielzahl an Farb-Kombinationen geschaffen werden.
Zucht
Sollten Sie im Lauf der Zeit mehr Spaß an Ihren Gouldamadinen gefunden haben, bieten Sie ihnen doch die Möglichkeit eigene Jungtiere aufzuziehen. Sie und Ihre Vögel werden ihre Freude daran haben.
Als Höhlenbrüter nutzen Gouldamadinen alle angebotenen höhlenartigen Nistgelegenheiten. Das können Nistkästen für Wellensittiche oder ein bis auf ein Einflugloch geschlossene Körbchen sein. Gouldamadinen sind eher faule Nestbauer und legen ihre Eier auch schon mal auf den bloßen Nistkastenboden. Deshalb sollte man in der Nistgelegenheit zuvor mit Heu oder Kokosfasern ein Nest vorformen. Der Zoofachhandel bietet für eine Zucht notwendige Nesthöhlen, Nistmaterial und spezielles Aufzuchtfutter an.
Sie können drei bis vier Paare als kleinen Schwarm in entsprechend großen Käfigen oder Volieren halten und dort zur Brut schreiten lassen. Dazu bringen Sie ein paar mehr Nistkästen an als Paare vorhanden sind, um den Vögeln eine Auswahl zu bieten. Die Vögel werden sich ihren Partner selbst auswählen und gemeinsam einen Nistplatz aussuchen. Die unmittelbare Umgebung des Nestes wird vom Paar verteidigt, aber es kommt selten zu ernsthaften Streitigkeiten. Diese Zuchtform entspricht weitgehend den natürlichen Verhaltensweisen der Gouldamadinen. Die ausgeflogenen Jungvögel betteln jeden anderen Volierenbewohner an und werden dann auch von diesen gefüttert. Daran beteiligen sich auch die noch nicht ausgefärbten Jungvögel früherer Bruten. Voraussetzung für solch eine Zucht ist, dass alle Vögel nicht näher miteinander verwandt sind. So werden Inzuchtschäden vermieden.
Für eine gelenkte Zucht verschiedener Mutationsfarben ist es jedoch vorteilhaft, jeweils ein Paar in einem Zuchtkäfig zur Brut schreiten zu lassen. Dann weiß man genau, welcher Jungvogel von wem abstammt, und kann die die Vögel mit Mutationsfarben entsprechend dem genetischen Verhalten zielgerichtet verpaaren. Eine Beringung der Jungvögel mit 2,7 mm Ringinnendurchmesser der Züchterverbände ist dabei obligatorisch.
Der Zuchtkäfig sollte mindestens 60 cm lang und 40 cm hoch sein. Sie können den Nistkasten innen anbringen oder von außen an eine Gitteröffnung hängen. Hier hat das Elternpaar größtmögliche Ruhe und kann sich ungestört, kann sich intensiv um die Jungenaufzucht bemühen und der Züchter hat mehr Kontrolle über die aufgenommene Nahrung und Entwicklung der Jungvögel.
Spätestens jetzt sollten Sie überlegen, ob Sie sich mit Gleichgesinnten zusammentun wollen. Der örtliche Vogelverein bietet Ihnen dazu die gewünschte Umgebung. Hier können Sie so manchen wertvollen Rat über Zucht und Haltung der Prachtfinken erhalten.
Sie haben noch weitere Fragen oder möchten bei uns Mitglied werden? Dann wenden Sie sich bitte an ein Mitglied unseres Vereinsvorstandes.