Eine Folie, die Vögel rettet
Gläserne Fassaden werden den Tieren zum Verhängnis. Dresdner Forscher haben die Lösung.
Von Jana Mundus
Dresden. Jeden Tag sterben unzählige Vögel an Glasfassaden. Die Tiere erkennen die spiegelnden Flächen nicht und prallen dagegen. Das führt oft zu tödlichen Verletzungen. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Elektronenstrahl- und Plas-matechnik FEP in Dresden haben jetzt eine Lösung gefunden, die Vögel schützt – und gleichzeitig kaum die Ästhetik der Gebäude verändert.
Im Rahmen des EU-Projekts „Phabulous“ entwickelten sie eine besondere Folie. Sie wird mit winzig kleinen Strukturen versehen, die so fein sind, dass sie für das menschliche Auge fast unsichtbar bleiben. Vögel aber nehmen sie wahr. Der Grund: Die Folie reflektiert ultraviolettes Licht – einen Bereich, den Vögel sehen können, Menschen jedoch nicht. Dieser UV-Kontrast ist das Besondere. Während die Folie für uns durchsichtig erscheint, sieht sie für Vögel aus wie eine Barriere. Das hilft ihnen, die Glasflächen zu erkennen und auszuweichen. Eine ideale Lösung für moderne Gebäude mit großen Fenstern oder Glasfassaden.
Möglich wurde die Entwicklung durch die enge Zusammenarbeit des Fraunhofer FEP und der österreichischen Forschungseinrichtung Joanneum Research. Gemeinsam haben sie Verfahren genutzt, die normalerweise nur in der Chip- und Nanotechnologie vorkommen. Dazu gehören spezielle Druckverfahren und Beschichtungen, mit denen feinste Strukturen auf Folien aufgebracht werden. Ein menschliches Haar ist im Vergleich dazu riesig.
Das Verfahren nennt sich Rolle-zu-Rolle. Die Folie läuft wie ein Band von einer Rolle zur nächsten und wird dabei bearbeitet. Das spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht auch die Produktion großer Mengen. Damit ist die Folie wirtschaftlich herstellbar. Die Forscher hoffen, dass ihre Erfindung schon bald überall zum Einsatz kommt – an Bürogebäuden, Bahnhöfen oder Einkaufszentren. Schließlich geht es nicht nur um Vogelschutz. Die nahezu unsichtbare Folie stört die Optik der Gebäude kaum. Das macht sie attraktiv für Architekten und Städteplaner. Denkbar wäre auch der Einsatz auf Solarzellen.
Die Forscher wollen künftig eng mit Ornithologen und Herstellern von Spezialfolien zusammenarbeiten. Ziel ist es, die Technologie weiter zu verbessern und sie noch breiter anzuwenden. Die Hoffnung: weniger tote Vögel – und mehr schöne Glasfassaden, die Mensch und Natur in Einklang bringen.
Quellen
Sächsische Zeitung vom 24.12.2024
Innovative Vogelschutzfolie: Fraunhofer FEP treibt Forschung im EU-Projekt „Phabulous“ voran. Unter: https://www.fep.fraunhofer.de/de/press_media/14_2024.html