22. Dezember 2024
Wellensittiche

Merkblatt Wellensittiche

Ratschläge und Tipps zur Haltung und Pflege der
Wellensittiche

Biologie

Der Wellensittich (Melopsittacus undulatus) lebt als Nomade im Outback Australiens, besiedelt fast das genze Festland und fehlt nur in feuchten Gebieten mit Regenwald.

Die unregelmäßigen Niederschläge, und das damit in Zusammenhang stehende wechselnde Nahrungsangebot, zwingt die Wellensittiche zu größeren Wanderungen. Sie schließen sich dabei auf der Suche nach Wasser und Nahrung zu großen Schwärmen zusammen. Wellensittiche sind schnelle und ausdauernde Flieger.

Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Samen der verschiedenen Gräser, Gänsefußarten und bodenbedeckende Pflanzen.

Die paarweise in Schwärmen lebenden Wellensittiche sind Höhlenbrüter und nisten in Eukalyptusbäumen. Sie brüten jedoch nur dann, wenn für mindestens drei Monate Nahrung vorhanden ist. Bei günstigen Bedingungen folgt eine Brut der nächsten.

Junge Wellensittiche sind bereits im Alter von drei bis vier Monaten geschlechtsreif. In die Baumhöhlen legen sie drei bis acht Eier im Abstand von zwei Tagen. Die Brutzeit beträgt 18 Tage. Nach weiteren vier Wochen verlassen die Jungvögel das Nest. Da Wellensittichweibchen meist unmittelbar nach Ablage des ersten Eis anfangen zu brüten, schlüpfen auch die Jungen im Abstand von zwei Tagen, so das immer unterschiedlich große Jungen im Nest liegen.

Männchen sind an ihrer blauen Nasenhaut sicher von den Weibchen mit brauner Wachshaut zu unterscheiden.

Die Lebenserwartung liegt bei acht bis 12 Jahren. Wellensittiche sind leicht zu pflegende, ausdauernde und schnell zutraulich werdende Vögel.

Es gibt sie in den drei Haustierformen:

  • Farben-Wellensittiche mit einer der Wildform entsprechenden Größe, aber mit vielen verschiedenen Farben;
  • Positur- oder Schau-Wellensittiche sind deutlich größer und voluminöser, die es in ebenso vielen Farbvarianten gibt;
  • Frisé-Wellensittiche mit einer oder mehreren Rücken“frisuren“ und ebenso vielen Farben wie bei den anderen Formen

Haltung und Pflege

Der Wellensittich ist weltweit als Heimtier sehr beliebt. Sein munteres Wesen, seine verspielte Art und sein Nachahmungstalent halfen ihm, sich an die Spitze der Beliebtheitsskala unter den Stubenvögeln zu setzen. Besonders pfiffige Exemplare schaffen es ganze Sätze nachzusprechen. Doch erwarten Sie nicht zu viel von Ihren Lieblingen: Nicht jedem Wellensittich gelingt es, seine Talente voll auszuleben.

Wellensittiche sind als Schwarmvögel sehr gesellige Vögel. Dies bedeutet, dass nie ein Vogel einzeln gehalten werden darf. Nehmen Sie daher grundsätzlich mindestens zwei Vögel, möglichst als Paar, mit nach Hause.

Für zwei bis vier Wellensittiche muss die Käfiggröße mindestens 80 x 40 x 40 cm (L x T x H) betragen, wenn die Vögel regelmäßig über mindestens zwei Stunden täglich Freiflug in der Wohnung erhalten. Ist das nicht möglich, muss der Käfig mindestens 120 cm lang sein. Die Größe der Grundfläche und die Käfigtiefe spielen eine untergeordnete Rolle, jedoch ist die Käfiglänge wichtig, da diese von den Vögeln zum Fliegen genutzt wird. Deshalb sind Rundkäfige vollkommen ungeeignet, obwohl sie zoologische „Fachgeschäfte“ immer noch anbieten. Besonders empfehlenswert sind Käfige mit Querverdrahtung. Einige Modelle haben auch ausklappbare Spiel- und Kletterplätze. Die Vergitterungen dürfen nicht verzinkt oder mit Kunststoff überzogen sein

Spiegel, Stehaufmännchen, Plastikvögel und ähnliches Spielzeug sowie Seile aus langen Fasern, sind als Spielzeug ungeeignet, sind nicht artgerecht und gehören nicht in den Käfig! Statten Sie vielmehr das Vogelheim mit unterschiedlich dicken Naturzweigen aus. Zur Abwechslung können Sie ihm frische Zweige der verschiedenen Obstgehölze zusätzlich anbieten. Sie bieten nicht nur weitere Sitzmöglichkeiten, sondern werden auch gerne benagt.

Obwohl Wellensittiche nicht im Sand baden, ist ein- bis zweimal in der Woche der Käfigboden mit frischem Vogelsand, versetzt mit Vogelgrit, zu versehen. Saubere Sandkörner und Grit sind die Zähne der Vögel! Sand und Steinchen zerkleinern die Nahrung im Muskelmagen. Deshalb sollte der Sand eine körnige Struktur haben. Seesand oder ähnlich feiner Sand (leider im Handel oft als Vogelsand angeboten) eignet sich nicht! Wenn Sie alternativen Bodenbelag (Hobelspäne, Buchenholzgranulat, Papier o. ä.) verwenden wollen, müssen Sie Sand und Grit in einem separaten Näpfchen anbieten. Ein Stück Sepiaschale deckt den Mineralstoffbedarf des Käfigvogels und sollte ständig im Käfig angebracht sein.

Trink- und Badewasser ist täglich mindestens einmal zu wechseln. In den meisten Fällen genügt es, Leitungswasser zu geben, das etwas abgestanden ist, damit das eventuell enthaltene Chlor entweichen kann. Auf keinen Fall sollten Sie Mineral- oder Heilwasser reichen.

Eine Bademöglichkeit (Badehäuschen oder Wasserschale) wird täglich angeboten. Da manche Wellensittiche diese nicht nutzen, können Sie mit einem nassen Salatblatt versuchen, die Vögel zum Baden zu animieren. Auch das Besprühen aus einer Sprühflasche gefällt manchen Vögeln.

Käfige und Vollieren in Innenräumen sind mit einer flackerfreien Beleuchtung zu versehen, die einen gewissen Anteil an UV-Licht ausstrahlt. Die Dauer der Beleuchtung sollte sich an der Tageslänge Mitteleuropas orientieren. Dämmerungsphasen müssen zur Einleitung der Hell- und Dunkelphase durch Dimmen der Leuchten gewährleistet sein. In von Menschen genutzten Räumen ist zur Nachtzeit eine Abdunkelung des Käfigs/Voliere durch ein Rollo oder Vorhang erforderlich. Ist der Raum vollständig dunkel, muss ein schwaches Orientierungslicht angebracht werden.

Eine ganzjährigen Haltung in einer Außenvoliere (Standardmaß: 200 x 100 x 200 cm) ist möglich. Obwohl Wellensittiche nicht besonders kälteempfindlich sind, benötigen sie einen frostfreien Schutzraum mit einer Grundfläche von mindestens 100 cm x 50 cm. Er muss hell genug sein, damit sich die Vögel bei Dämmerung gerne in ihn zurückziehen und dort Futter und Wasser aufnehmen können. Hier sind sie auch vor feuchtkalter Witterung geschützt, die Wellensittiche nicht so gerne mögen.

Die ersten Tage

Gewöhnen Sie Ihre neuen Hausgenossen mit viel Umsicht und Ruhe an ihre neue Umgebung, vermeiden Sie hektische, schnelle Bewegungen in seinem Umfeld. Beim Annähern wirkt es beruhigend, wenn Sie mit ruhiger, sanfter Stimme die Vögel ansprechen. Damit werden sie bald Ihre Stimme mit den angenehmen Dingen, wie neues Futter usw. verbinden.

Früher wurde vermutet, dass nur einzeln gehaltene Wellensittiche zahm werden. Das ist jedoch nicht der Fall! Wenn Sie junge Vögel erworben haben, und Sie sich intensiv mit ihnen beschäftigen, werden auch zwei Vögel zahm.

Sprechen Sie den Vögeln sehr oft die Worte vor, die Sie von ihnen hören wollen. Oft versuchen Wellensittiche erst Wochen später, diese Worte nachzusprechen. Aber auch wenn Sie keinen Sprechkünstler besitzen, werden Ihre Wellensittiche viel Freude ins Heim bringen.

Nach etwa zwei Wochen können Sie Ihren neuen Mitbewohnern den ersten Zimmer-Freiflug gewähren. Vergewissern Sie sich aber, dass alle Fenster und Türen verschlossen sind! Mit etwas Geduld und dem verlockenden Futter werden sie von selbst in ihren Käfig zurückkehren.

Ernährung

Wellensittiche gehören zu der großen Gruppe der körnerfressenden Vögel. Deshalb besteht ihre Hauptnahrung auch aus einem speziellen Körnergemisch, das u. a. Spitzsaat, verschiedene Hirsesorten und Hafer enthält. Hier können Sie sich auf Fertigmischungen des Zoofachhandels, die auf die Bedürfnisse der Wellensittiche abgestimmt sind, verlassen. Als Leckerbissen ist bei allen Vögeln Kolbenhirse sehr beliebt.

Wenigstens zweimal pro Woche geben Sie spezielle Ergänzungen, die eine Vitaminversorgung sicherstellt. Frisches Grün (Löwenzahn, Vogelmiere, Kreuzkraut, samentragende Gräser u. v. m.), sowie Obst und Gemüse (süßer Apfel, Birne, Brokkoli, Gurke) sorgen für eine abwechslungsreiche und damit verbesserte Ernährung. Sammeln Sie Wildkräuter nur an Stellen, die nicht von Abgasen, Dünger oder Pestiziden verunreinigt sind.

Sogenannte „Knapperstangen“ mit Zusätzen wie Honig, Lezithin u. a. Stoffen sind unnötig bis schädlich. Auch die „Sprechperlen“ sind zwar eine Abwechslung im Futterangebot, können aber trotz ihres Namens nichts zur Sprechleistung Ihrer Tiere beitragen!

Mauser

Wellensittiche haben zwar auch bevorzugte Zeiten, in denen sie ihr Gefieder erneuern, doch dieser Vorgang, den wir „Mauser“ nennen, kann praktisch zu allen Zeiten des Jahres einsetzen. Im Normalfall dauert die Mauser etwa 8 Wochen. In dieser Zeit genügt es nicht, wenn Sie ihren Wellensittich nur mit einer Körnermischung versorgen. Der Versorgung des Vogels mit Proteinen, Vitaminen (Obst, Grünfutter…) und Mineralstoffen ist während dieser Zeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Auch hier wird Sie ein Fachmann gerne beraten.

Die Zucht

Wellensittiche sind Höhlenbrüter und benötigen für ihr Brutgeschäft eine Baumhöhle und in Menschenobhut einen Nistkasten. Wenn Sie keine Nachzucht erzielen wollen, stellen Sie den Wellensittichen einfach keine Nisthöhle zur Verfügung. Es kann jedoch geschehen, dass die Weibchen trotzdem Eier in Käfigecken oder Futternäpfe legt. In der Regel wird aber die Brutlust nach ein paar Tagen vergehen.

Sollten Sie trotzdem im Lauf der Zeit mehr Spaß an Ihren Hausgenossen gefunden haben, bieten Sie ihnen doch die Möglichkeit eigene Jungtiere aufzuziehen. Sie und Ihre Vögel werden ihre Freude daran haben.

Der Zoofachhandel bietet die für eine Wellensittichzucht notwendigen Nesthöhlen in Form von Nistkästen und auch spezielles Aufzuchtfutter an. Mehr als zwei Bruten im Jahr sollten Sie Ihren Vögeln nicht zumuten.

Spätestens jetzt sollten Sie überlegen, ob Sie sich mit Gleichgesinnten zusammentun wollen. Der örtliche Vogelverein bietet Ihnen dazu die gewünschte Umgebung. Hier können Sie so manchen wertvollen Rat über Zucht und Haltung der Wellensittiche erhalten.

Kleine Rassenkunde

Wie eingangs beschrieben, gibt es unterschiedliche Rassenkreise. Allen ist gemeinsam, dass es Wellensittiche in einer kaum überschaubare Farbenvielfalt gibt. Grundsätzlich gibt es nur die Grundfarben Grün und Blau. Hinzu kommt die wellenförmige Melaninzeichnung, die dieser Art zu ihrem Namen verhalf. Durch verschiedene Mutationen ist vor allem die Melaninfarbe verändert worden. Hinzu kommen Änderungen im Gefieder und die verschiedenen Zeichnungs- und Farbkombinationen, die das Aussehen der Vögel noch einmal verändern.

Farben-Wellensittiche

Farbenwellensittich Normal Hellgrün

Farbenwellensittiche haben die mit einer Länge von 17-18 cm die Größe der in Australien wildlebenden Art. Der Körper ist schlank, das Gefieder eng anliegend. Beide Augen müssen von vorne sichtbar sein (sog. „Mausaugen“). Der Schwanz muss genauso lang wie der Körper sein und in einer Linie mit dem Rücken getragen werden.

Positur-Wellensittiche

Schau-WS

Die Positur- oder Schauwellensittiche sind mit 21,5 bis 24,5 cm deutlich größer als Farbenwellensittiche. Auch das Gefieder ist deutlich länger und voluminöser. Der Kopf ist, von jedem Blickwinkel betrachtet, groß, rund und breit. Die Augen müssen, von der Seite aus betrachtet, sichtbar sein.

Mit der Zunahme von Federmasse und Körpergröße hat sich bei Schau-Wellensittichen eine gewisse Lethargie eingestellt, die auch zu nachlassender Balz- und Fortpflanzungsaktivitäten und reduzierten Befruchtungsraten führen kann. Eine besonders ausgeprägte Kopfbefiederung kann das Gesichtsfeld der Vögel erheblich einschränken und zu Augenentzündungen führen.

Die für Schau-Wellensittiche typische Kopfbreite und Kopfrundung wird im Wesentlichen durch die Beschaffenheit der Federn und das im Verhaltensrepertoire verankerte Sträuben des Kopfgefieders (Blow) in bestimmten Situationen hervorgerufen.

Die Züchterverbände bemühen sich seit einiger Zeit die Übertypisierung der Federlänge – und damit lockeres, nicht anliegendes Gefieder – zurückzudrängen.

Hauben-Wellensittiche

WS Haubenformen

Haubenwellensittiche können in allen Rassen und in allen Farben gezüchtet werden. Es werden drei Haubenarten unterschieden: Rundhaube, Halbrundhaube und Spitzhaube.

Die Haubenmerkmale werden unabhängig vom Geschlecht und dominant vererbt. Deshalb wird vermutet, dass bei einer Verpaarung zweier Hauben-Wellensittiche etwa 50% der Nachkommen nicht geboren werden oder nach dem Schlupf erhebliche körperliche Störungen und Verhaltensanomalien auftreten (Subvitalfaktor). [1]

Züchter haben durchaus positivere Erfahrungen machen können, die den Abhandlungen von vor mehr als 50 Jahren widersprechen.[2] Jedoch werden, vielleicht aufgrund negativer Abhandlungen, Hauben-Wellensittiche nur von wenigen Züchtern gezüchtet.

Frisé-Wellensittiche

Hagamoro-WS

Derzeit ist der Hagamoro (auch Helikopter-Wellensittich genannt) der einzige Vertreter dieser Rassengruppe.

Der Hagoromo wurde in den 1980er Jahren in Japan entwickelt. Die Hagoromo-Merkmale können mit allen anderen genannten Rassen kombiniert werden.

Er besitzt auf jeder Schulter eine Federrosette, die symmetrisch, voluminös und gleichmäßig ausgebildet, an eine Blume erinnert. Außerdem ist eine Rundhaube gefordert. Es gibt jedoch auch Frisé-Wellensittiche ohne Haube und/oder mit einer „Blume“ auf der Rückenmitte.

Entgegen den Behauptungen der Gegner dieser Rasse sind Hagamoros voll flugtauglich und besitzen alle Eigenschaften der anderen Wellensittichrassen.

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[1] Vincent Ziswiler (1963): Erbgang und Manifestationsmuster des Faktors <Haube>, eines Subvitalfaktors des Wellensittichs (Melopsittacus undulatus). Arch. d. Jul. Klaus-Stift. 38, 145-165, 1963.

[2] Michael Zschoche (2018): Meine Erfahrungen mit Hauben-Wellensittichen. Unter: https://vze-vogelzucht.de/?p=2250
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Auch alle Rassen der Wellensittiche werden jährlich von vielen Vogelzüchtern auf Bewertungsschauen der Vereine und Verbände ausgestellt. Dort werden die Vögel von langjährig ausgebildeten Preis- und Zuchtrichtern beurteilt. In diese Bewertungen fließen, neben den in Standards festgelegten körperlichen Merkmalen, auch die Fitness und Gesundheit der Vögel ein. Dem Vogelbesitzer wird auf diesem Weg aufgezeigt, welche Mängel der Vogel in den einzelnen Positionen hat.

Der Züchter kann mit diesen Hinweisen seine Zucht entsprechend lenken, damit künftig seine Vögel besser die Kriterien des Standards und des Tierschutzes einhalten. Nur so können auf lange Sicht gesunde und vitale Nachkommen erzielt werden, eine Zucht erfolgreich sein.

Sie haben noch weitere Fragen oder möchten bei uns Mitglied werden? Dann wenden Sie sich bitte an ein Mitglied unseres Vereinsvorstandes.

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